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Das Leiterkartensystem FPS2 (Frei programmierbare Steuerung der 2. Leistungsklasse) ist ein Steckkartensystem von Mikrorechnerbaugruppen auf Basis der U880 Schaltkreisfamilie. Es wurde beginnend ab 1978 vom damaligen VEB Funkwerk Erfurt, Abt. Applikation Bauelemente, entwickelt. Gemäß der Aufgabe dieser Abteilung, die Anwender frühzeitig mit den Eigenschaften und Anwendungsmöglichkeiten der in Entwicklung befindlichen Bauelemente vertraut zu machen (Vorlaufapplikation), war hier das Ziel, der Industrie für Automatisierungsaufgaben frühzeitig ein modulares Rechnersystem zur Verfügung zu stellen. Es sollte folgende Anforderungen erfüllen:
Während der Entwicklung wurde teilweise auf Bauelemente aus dem NSW zurückgegriffen, unter der Voraussetzung, dass diese Bauelemete perspektivisch auch aus Eigenaufkommen (DDR oder SW) zur Verfügung stehen würden.
Die Busverdrahtung (Rückverdrahtung; heute: Backplane) war frei von anwenderspezifischen Signalen, da diese ausschließlich über die Steckverbinder an der Kartenrückseite geführt wurden. Der Systembus ist nicht K1520 kompatibel. Da die Entwicklung des FPS2-Systems im Rahmen applikativer Tätigkeiten im Funkwerk Erfurt bereits während der Entwicklungsphase der U880-Schaltkreisfamile begann, fehlte die Abstimmung mit künftigen industriellen Produzenten. Vorbild war das Kontron Z80-ECB/C-Kartensystem (Einzel-Europaformat 100x160mm², 64poliger VG-Steckverbinder DIN 41612), der Systembus wurde auf die 58poligen Steckverbinder der DDR umgemodelt.
Die meisten Karten waren durchkontaktierte Zweilagenkarten (DKL TGL 25016/01) des Schwierigkeitsgrades IV (2,5mm Rastermaß und Vorbeiführung eines 0,3mm Leiterzuges an einem Lötauge im Abstand von 1,25mm).
Die Nachnutzungs- bzw. Herstellungsunterlagen der FPS2-Karten des VEB Funkwerk Erfurt wurden der Industrie durch das Büro für Neuererwesen über einen Nachnutzungsvertrag verkauft. Über die damaligen Preise liegen derzeit keine Informationen vor.
Die Unterlagen bestanden aus
Die Herstellung und Inbetriebnahme der Baugruppen oblag dem Anwender. Er musste sich selbst einen Hersteller für die Leiterkarten organisieren sowie die Bauelemente lt. Stückliste oder entsprechend kompatible beschaffen. Die Bestückung und Lötung erfolgte meist manuell, da die Baugruppen beim Anwender nur in geringen Stückzahlen zum Einsatz kamen und Schwalllötmaschinen nicht zum üblichen Inventar der Industriebetriebe gehörten.
Obwohl sich der FPS2-Bus nicht als Standard etablierte und nicht K1520 kompatibel war, wurde das FPS2-Kartensystem von anderen Betrieben der DDR aufgegriffen und mit eigenen Baugruppen ergänzt. Bekannt sind Karten vom AdW Berlin-Buch (SMS-System), dem VEB WTZ Kraftverkehr Dresden (Ratio-80 System), Geräte und Regler Werk Teltow (GAA5000 Anlagen, L6000, Z500) u.a.. Möglicherweise wurden noch weitere FPS2 kompatible Kartensysteme unter eigenen Bezeichnungen in anderen Betrieben oder Institutionen entwickelt.
Mit dem gleichen Formfaktor ist das NANOS System der Ingenieurhochschule für Seefahrt in Warnemünde bekannt, welches jedoch einen K1520 kompatiblen Systembus benutzt und somit nicht mit FPS2-Karten gemischt werden kann.